Ja, doch wozu?

 

Tannen am Fels, bis an den Himmel hinan

Kälte und Glanz: schneeüberzuckerter Wald.

Gleissendes Licht, mittaggesättigt und blau:

Licht, dessen Schein Träumenden Anfang verspricht:

ewigen Traum zweckfreien Anfangs der Welt.

Illusion: Nichts ist ja Anfang, und nichts

wirkt ohne Zweck. Mittel zu sein ist der Grund,

dass etwas ist. Schon steht das Schleiergewölk

über dem Grat, zieht in die Täler, und bald

peitscht durch die Nacht böiger Westwind am Berg

Regen und Schnee waagrecht den Felsen entlang.

 

Verse wie die, sind sie nicht nichts als sich selbst?

Sind sie nicht Zweck, ohne ein Mittel zu sein?

Grundlos gedacht? Hingestellt in meine Welt

wie jener Grat, der nun den Schneeböen trotzt,

ohne Gewähr, mehr als Gedanke zu sein,

mehr als dem Vers Rhythmus und Form zu verleihn?

 

Überall Not. Überall Unrecht, Gewalt,

Niedertracht, Blut. Überall wütet der Tod.

Fordert der Tag gegen den Wahn blossen Zweck?

Fordert er nicht, Mittel zu sein der Vernunft?

 

Schau doch den Glanz bis an den Himmel hinan!

 

Ja, doch wozu Dichter in dürftiger Zeit?

 

(Ende 1. - 22.2.2015; 26.1.2017)

v11.5