Totensamstag

 

In meinem Rücken geht gelebtes Leben

wie eine Morgensonne im November auf.

Der Schatten, den ich werfe, weist den Weg.

Und immer dort, wo ich die Füsse setze,

verschwindet zuvor klar Gesehnes.

 

Ein Samstag, und ich geh dem Bach entlang,

an dem ich spielte damals. In den Bäumen

hängt der Nebel still wie seinerzeit.

Und wie das nassverklebte Laub am Weg

klumpt die Erinnerung an das Vergessne,

das mich an diese leere Landschaft bindet.

 

Ich kenne einen Weg ums Dorf herum,

direkt zum Friedhof, wo die Eltern liegen.

Ein Urnengrab, ein Meter im Quadrat

mit Stein und Strauch und Kerze. Aus Respekt

verweile ich ein paar Minuten. Doch:

 

Die Namen auf dem Grabstein reden nicht.

Ich geh, talaus, vorbei an der Fabrik,

in der der Vater lebenslänglich diente,

den Wald hinauf, dann westwärts weiter,

und nach Aarwangen bricht die Nacht herein.

 

(21.11.2013, 16.10.2014, 24.11.2019)

v11.5