Hereinspaziert und willkommen!

Das ist eine Text-Werkstatt. Wer sie verfasst hat, kann man hier nachlesen.

Da vorne, an diesem Schreibtisch, sass zwischen Herbst 2012 und Herbst 2022 schubladenleerend ein alternder Mann, nennen wir ihn «Ich»: Ich reihte – seit 22. Mai 2013 öffentlich einsehbar – auf den Tablaren der weitläufigen Regale meine Texte als elektronische Dateien und betrieb so, wie ich es für mich nannte, eine Selbstrekonstruktion als Text. Eine lehrreiche Fleissarbeit: Es ist spannend zu erfahren, wie fremd man sich wird, wenn man sich als Text kennenlernt.

Stösst man auf diese Textwerkstatt – wie vielleicht jetzt gerade du – mit einem anderen Blick, etwa mit einer sozial- oder kulturpolitischen Fragestellung zur Zeitgeschichte der Deutschschweiz, in der ich lebe und ab 1981 öffentlich geschrieben habe, so kann sie für Recherchen von Nutzen sein. Beachte dabei: Wenn du etwas für dich Interessantes findest, bediene dich für den Eigengebrauch nach Belieben. Als Krämer verlierst du hier jedoch bloss deine Zeit.

Nach zehn Jahren an diesem Schreibtisch sind viele Schubladen leer und – so habe ich entschieden – jene, in der die Tagebücher liegen, bleiben ungeöffnet. Es reicht. Gerne komme ich noch ab und zu hier vorbei, etwa um eine Korrektur, einen Nachtrag anzubringen oder eine wiedergefundene respektive neu geschriebene Nachlieferung auf das passende Regal zu schieben.

Zu danken, dass ich bis hierher gekommen bin, habe ich vielen, aus vielen Gründen. An dieser Stelle danke ich Niklaus Meienberg: In einem Gespräch auf der WoZ-Redaktion in Zürich hat er 1983 zu mir gesagt: «Lerch, bevor du zu schreiben beginnst, beantworte für dich die Frage: Wem gehört die Sprache?» Heute weiss ich weniges besser als die Antwort auf diese Frage: Mir nicht. Und ich danke Mariella Mehr: Bei einem Treffen im Restaurant Altenberg in Bern hat sie – mag sein: auch 1983 – zu mir gesagt: «Verstehen musst du: Man schreibt nicht, damit man gelesen wird, man schreibt, weil etwas geschrieben werden muss.» So habe ich gelernt: Schreiben heisst, das Notwendige zu tun mit einem Material, dessen Bedeutung man nicht beeinflussen kann.

Nun ist es Zeit geworden für mich, noch einmal aufzubrechen. Schau dich um und verlier dich wohlgemut im Labyrinth der Regale. Es soll dir nicht besser gehen als mir: Auch ich werde mich früher oder später darin endgültig verloren haben. (31.10.2022)

Aktuell

Zum Projekt

 

Die Website «Textwerkstatt Fredi Lerch» versammelt journalistische, publizistische und literarische Arbeiten aus der Zeit zwischen 1972 und 2022, ist abgeschlossen und wurde deshalb am 15. 1. 2024 zum zeitgeschichtlichen Dokument eingefroren.

Vorderhand soll die Werkstatt in diesem Zustand zugänglich sein, längerfristig wird sie im e-helvetica-Archiv der Schweizerischen Nationalbibliothek einsehbar bleiben. Teile des Papierarchivs, das für die vorliegende Website die Grundlage bildet, sind hier archiviert und können im Lesesaal der Schweizerischen Literaturarchivs eingesehen werden.

 


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