Gedichte 3

 

Für L. R.

 

Die Sammlung «Gedichte 3» besteht aus Texten, die seit 2004 entstanden und zwischen dem Mai 2013 und dem April 2019 in der rechten Spalte der elektronischen Textwerkstatt als «Monatsgedichte» veröffentlicht worden sind. Nur in Ausnahmefällen habe ich aktuell entstandene Arbeiten präsentiert. In aller Regel wählte ich aus der Sammlung von 136 Textfiles jeweils jenen Text aus, der mich gerade interessierte.

 

Ich habe die «Monatsgedichte» in der rechten Spalte chronologisch aufsteigend abgelegt. Die so entstandene, für mich gültige Anordnung ist demnach die Summe von gut siebzig spontanen Entscheiden, die nicht die Form des Zyklus, sondern das nächste Monatsgedicht im Fokus hatten.

 

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Was die konventionellen Formen betrifft, die in den «Gedichten 3» dominieren, so verweise ich auf das Werkstück «Am Ende der Poesie» innerhalb des Mäanders «Pfade ins Echsenland» im «Stückwerk». Dort habe ich über die Macht der Konvention in der Sprache nachgedacht.

 

Heute meine ich: In einer atomisierten Gesellschaft sind die Arbeiten der Lyrik produzierenden Ich-AG’s in aller Regel und verständlicherweise mehr oder weniger geistreiche Versuche, das Eigene am Sprachmaterial zu simulieren. Ich gestehe, dass es mir selber langezeit schwergefallen ist, dieses Eigene als Illusion zu durchschauen.

 

Heute meine ich: Wenn die Macht der Konvention jedes individuelle Bemühen um das Eigene an der Sprache verunmöglicht, warum sollen dann Gedichte nicht dem Althergebrachten entsprechend von vornherein rhythmisiert oder paargereimt, dafür möglichst verständlich formuliert sein?

 

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Mit anderen Worten:

 

Das eigene Lied

 

Das ist eine Gedichtzeile.
Sie holpert, unüberhörbar.
Doch ohne dass ich dran weiter feile,
ist sie mir unzerstörbar.

 

Denn geht es ans Sterben, weiss ich doch:
Mir hat einst ein Vers geklungen.
Zwar konventionell gereimt, jedoch:
Den habe ich gesungen.

 

Schön, nicht? – Doch noch in eigensten Zeilen
ist Sprache nur scheinbar eigen und tief.
Sie ist ein blankes Stahlblatt, zu teilen
die Welt in Interessen: performativ.

 

(10. 6., 3.-10. 8. 2010; 26.1.+30.3.2019)

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