Das Karussell

 

Du sagst, das Schlimmste sei doch, Knecht zu sein

Und einem Herrn zu dienen, den man hasst.

So hab auch ich es lange aufgefasst.

Doch widersprech in nun und sage: Nein,

 

die Welt ist wie ein grosses Karussell

mit sehr verschiednen Fahrgelegenheiten,

nicht nur fürs hohe Preissegment. Zu Zeiten

dreht sichs langsam und zu andern schnell,

 

doch dreht es stets in hoffnungsfrohen Kreisen.

Wer sitzt – und sei er noch so gut betucht –,

der schimpft auf alle andern. Schimpft und flucht

und freut sich doch, der Hoffnung zu zu reisen.

 

Und ist der Sitz auch mies und hart und klein:

Man ist im Spiel und immerhin dabei,

trotzdem. – Nun fragst du mich, was schlimmer sei?

Ganz überflüssig, weggestellt zu sein.

 

Wer aus dem Spiel flog, der soll angesichts

des Selbstverschuldens mindestens nicht stören,

denn nie mehr wird er ganz dazugehören.

Ist man, mein Freund, nicht lieber Knecht als nichts?

 

Schwer ist’s, den eignen Herrn zu töten. Nur:

Um wie viel schwerer ist’s, sich zu entscheiden,

das Karussell samt Sesselvolk zu meiden.

(Ein Mord ist keine andere Kultur.)

 

(5.10.2009)

v11.5